Vintage-Kamera: Nikon F65
Nikons analog Einsteigerkamera aus den 2000ern.

Die Nikon F65
Wieder mal ergab es sich, dass ich durch Zufall zu einer weiteren, alten, analogen Kamera kam. Ein älterer, sehr netter Herr bot seine
Nikon F65 mit Sigma compact Hyperzoom 28-200 3.5-5.6 macro
inkl. Gegenlichtblende, originalem Tragegurt und Anleitung
im Internet über ein Bremer Anzeigenportal einem Interessierten als Geschenk an. Ich war wohl der einzige in Bremen, der sich für die analoge Nikon interessierte. So kam sie in meine Hände.


Die letzten analogen Nikon-Kameras aus den 2000er-Jahren sind technisch sehr ausgereift, bestanden aber hauptsächlich aus (wertigem) Kunststoff und waren schon richtige Elektronikmonster. Fühlt sich an, wie digitale Fotografie auf analogem Film. Größtes Manko aller Kameras aus dieser Zeit ist die Beschichtung der Griffflächen, aus der sich der Weichmacher löst und die dann klebrig wird. Diese sehr gut erhaltene F65 ist vom Vorbesitzer diesbezüglich bereits behandelt worden und klebt (derzeit) nicht mehr. Das Netz ist aber voll von Lösungsversuchen (siehe unten auf dieser Seite).
So habe ich mir zwei Batterien vom Typ CR2 gekauft und eingesetzt. Mir war, als würde ich sie aufwecken, sie war lange Zeit stromlos, musste erst wach werden, Strom atmen. Insbesondere der AF sprach anfangs zögerlich an, einige mechanische Schalter waren schwergängig. Nach Reinigung von Gehäuse und Optik wurde viel "trocken" gespielt. Die F65 sprach nun direkter an und machte zunehmend Spaß.
Für die ersten Fotos wurde ein Farbfilm eingelegt, der überwiegend mit dem Sigma 28-200 belichtet wurde. Die Handhabung ist erfreulich, die Qualität der Fotos zeitgemäß und gut. Die Optik ist ausreichend scharf, heftige Verzeichnung im WW-Bereich (Kissen).
Eine Kombi, die Spaß macht und mit meinen vorhandenen Optiken erweiterbar ist. Der nächste Film war dann ein schwarz-weißer.
Kamera und Technik
Die Nikon F65 wurde von 2001 bis 2006 produziert. Sie war die günstige Einstiegs-Spiegelreflexkamera von Nikon und eine abgespeckte Version der Mittelklassekamera Nikon F80. Sie ist als Einstiegskamera fürstlich ausgestattet, verfügt neben den gängigen Belichtungsarten P (mit shifting), A, S und M über eine Vollautomatik (AUTO), mit der auch dem unerfahrenen Fotografen gute Aufnahmen gelingen sollten. Daneben hat sie diverse Motivprogramme für Porträts, Landschaftsaufnahmen und ein Sportprogramm mit kürzestmöglicher Belichtung bei permanenter Schärfenachführung und Auslösung bis zu 2,5 fps. Funktionen wie Arbeitsblende oder eine minimale Belichtung von 1/2000s finde ich für eine Einstiegskamera opulent. Der Autofokus hat 5 Messpunkte, die mit Tastendruck auch einzeln angewählt werden können. Für die Belichtungsmessung steht nur die Matrixmessung zur Verfügung. Reicht zwar für die meisten Situationen voll aus, die mittenbetonte Integralmessung (nur im M-Modus) und die Spotbelichtung fehlen mir aber manchmal. Die F65 bietet ein kleines, integriertes Blitzgerät, Selbstauslöser und Fernbedienbarkeit mit dem Nikon ML-L3 von der Nikon D90.
Die F65 erinnert mich stark an meine Nikon D90. Die F65 kommt mit allen D- und auch den neueren G-Nikkoren zurecht, leider sind meine Standard-Objektive auf DX gerechnet.
Das Sigma compact Hyperzoom 28-200 3.5-5.6 macro ist kein Lichtriese, für den Zoomfaktor von 7 geht die maximale Blendenöffnung aber voll in Ordnung. Die Haptik des Drehzooms ist sehr gut, Frontlinse dreht nicht mit. Es hat einen Blendenring, der an der F65 arretiert werden muss. An der älteren Nikon F-501 funktioniert es nicht. Es ist erstaunlich klein (Filter 62mm) und handlich. Eine Verriegelung verhindert das selbstständige Auszoomen. Der Autofokus ist leider etwas langsam.
Aufgrund des geringen Gewichts und der Handlichkeit habe ich es auch an der D90 (Brennweite entspricht an DX 42-300) ausprobiert. Es ist nicht sonderlich scharf und aufgrund des fehlenden VR sollte es für 300 mm richtig hell sein.
Das Buch aus dem Laterna Magica Verlag Nikon F65 von Klaus-Peter Bredschneider ist interessant, beschäftigt sich breit mit Basics für den Fotografieanfänger. Trotzdem lernt auch der erfahrenere Fotograf viel über die F65 aus dem Buch.
Das Problem mit den klebrigen Griffflächen (Gummierung / Belederung) ist gelöst
Folgende Mittel konnte ich zur "Wiederherstellung" ermitteln bzw. wurden mir empfohlen (tbc):
- Brennspiritus - Empfehlung des Vorbesitzers der F65, der enthaltene Alkohol entfernt das Kleben, verflüchtigt sich schnell, der Geruch ist nach 2-3 Tagen verschwunden
- Waschbenzin - Empfehlung eines F80 Eigners, hat angeblich mindestens ein Jahr gehalten. Das habe ich an einer kleinen Restklebestelle ausprobiert und für GUT befunden.
- ECOLAB Muril® Schmutzbrecher - teuer aber angeblich wirksam
Weitere Hinweise HIER in einem Beitrag im Nikon-Fotografie-Forum - lohnt sich!
Links
Weitere Einzelheiten zu dieser Kamera mit diesen Links:
- Nikon F65 Bedienungsanleitung (direkter Download im pdf-Format)
- Nikon F65 (Nikon System Online)
- Nikon F65 (diverse Videos auf YouTube)
- Nikon F65 bei Wikipedia
- Nikon F65 bei Camera-Wiki
- Nikon F65 bei Camerapedia-Wiki
- Nikon F65 bei Wikiwand
Fazit
Ich habe nun eine moderne, analoge Kamera, ein Pendant zur digitalen D90 und Kontrast zur altertümlicheren F-501.
Eine Analoge, mit der man fortschrittlich fotografieren kann, fast wie digital, aber auf Film.